Im Rahmen meines Projektes
Vernetztes Wohnen im Quartier werde ich häufig gefragt, wie man eine Wohnung bei Bau oder Sanierung sinnvoll vorbereiten kann, um den späteren Einsatz von Smarthome-Komponenten problemlos zu ermöglichen. Daher möchte ich hier den aktuellen Stand meiner Empfehlung auflisten, wobei zu beachten ist, dass diese Auflistung noch nicht abschließend ist - Diskussion und Anregungen sind also sehr willkommen.
Ausgangslage
Eine komplette Smarthome-Ausstattung ist derzeit noch relativ teuer und bringt auch noch weitere Probleme mit sich. Komplettlösung sind z.B. sehr komplex und damit schwierig zu steuern und widerspruchsfrei zu konfigurieren (siehe
Evaluationsbericht Stand Jan. '15: Erweiterte Evaluationsergebnisse S.2ff).
Während aufsteckbare Funklösungen nur einzelne Bedarfsaspekte abdecken können, ist eine komplexe, kabelgebundene Vernetzung im Bestand durch die derzeitigen elektrotechnischen Gegebenheiten nur sehr schwierig bis unmöglich. Der Elektroinfrastruktur wurde bisher ein zu geringer Stellenwert beigemessen.
Um eine zukunftssichere Smarthome-Ausstattung mit einem beliebigen System bzw. Standard zu ermöglichen, muss eine sinnvolle und strukturierte Verkabelung geplant und umgesetzt werden.
Smarthome ready
Wohnungen sollten mit einer Art
"Smarthome ready"-Plakette versehen werden. Diese "Plakette" gilt es noch zu erarbeiten. Ein wesentlicher Schritt ist eine zukunftssichere Kabel-Infrastruktur. Zu dieser gehören u.a.:
- Tiefe Schalterdosen, um intelligente Schalter nachrüsten zu können
- Freie Fächer für spätere Gerätedosen, z.B. auch für die Funknachrüstung
- Schaltschränke groß genug planen
- Sicherungen auf spätere Nutzung auslegen
- Alle vorhandenen und später denkbaren Sensoren und Aktoren sternförmig mit KAT-7 Kabeln ausstatten und an die Verteilerklemmen anschließen (siehe z.B. auch Planung der Verkabelung). Z.B. sollte auch die gesamte Lichtsteuerung zentral in die Verteilung gelegt werden und womöglich wollen Waschmaschine, Herd und Kaffeemaschine später auch einmal vernetzt werden. Das Jahr 2020 fällt hier derzeit immer wieder als der Durchbruch der Vernetzung - optimistisch gerechnet. (Z.B. bei Studien von Bosch oder Gartner's Hype Cycle for Emerging Technologies.) Bei letzterem ist zwar von 2020-2025 die Rede, aber auch innerhalb von 10 Jahren sind nach einem Bau oder Sanierung keine grundlegenden Anpassungen wünschenswert.
- Strom für spätere Motoren an Fenstern, Türen, absenkbaren Schränken, höhenverstellbaren Waschbecken, beheizten Toilettendeckeln, etc. vorsehen
- VDE-Richtlinien sollten ohne Anpassungen eingehalten werden können
Individuelle Nachbesserungen verhindern
„Alles was mit ‚Leitungen, Verteilern und Kontakten’ zu tun hat, sollte in den Wohnungen vorbereitet und auch elektrotechnisch abgenommen sein. Darauf lässt sich dann die smarte Elektrotechnik, das Smart Home mit seinen Sensoren und Aktoren, nach Wunsch und Notwendigkeit des Bewohners gut aufsetzen“, so
Reinhard Heymann, Projektpartner und Geschäftsführer der
Q-Data Service GmbH, der maßgeblich zu der Zusammenstellung dieser Auflistung beigetragen hat.
Fazit
Eine sinnvolle Smarthome-Vorbereitung von Wohnungen bei Bau und Sanierung kostet nicht viel und ermöglicht es später, beliebige Systeme je nach individuellem Bedarf und Wunsch anzudocken. Aufwendige, spätere Anpassungen sind in der Regel deutlich teuerer. Die gegebene "Smarthome ready" Checkliste befindet sich noch in Aufbau und Diskussion, ist aber ein sinnvoller Schritt für den technisch nachhaltigen Wohnungsbau.